Die Demenzoffensive wurde im Zeitraum von Oktober 2010 bis Juli 2011 durchgeführt. In dieser Zeit wurden 68 Veranstaltungen von rund 30 Institutionen angeboten. 3700 Teilnehmer/innen nahmen an den Veranstaltungen teil. Das Spektrum der Veranstaltungen im Rahmen der Demenzoffensive beinhaltete Workshops, Vorträge, Kurse, Kulturveranstaltungen (Benefizkonzerte, Theateraufführungen, Lesungen u.a.), Informationsveranstaltungen, Gottesdienste, Gespräche, Filmvorführungen und zahlreichen Begegnungsangebote. Von allen o.g. Veranstaltungen wurden am meisten die Vorträge, Filmvorführungen und Kulturveranstaltungen besucht.
Weiterführende Informationen sowie eine Evaluation und Dokumentation sind online verfügbar. [2]
Ziele
Die Verbreitung eines aufgeklärten und helfenden Bewusstseins sowie die Sensibilisierung der Bürger/innen gegenüber demenzerkrankten Personen in der privaten, persönlichen und öffentlichen Umgebung stand als essentielles Ziel im Fokus.
Auswertung der Fragebögen
Insgesamt waren von 950 Fragebögen 914 auswertbar. In das Ergebnis der Auswertung flossen insgesamt 870 Fragebögen von Teilnehmer/innen und 44 Fragebögen von Veranstalter/innen ein.
Die Demenzoffensive konnte mit interessanten Vorträgen, Diskussionen, dem Kulturprogramm und dem Erfahrungsaustausch bei den Teilnehmern punkten. Die Distanz zu Betroffenen hat sich verringert und es konnte professionelles Wissen erworben werden.
Auch seitens der Veranstalter/innen wurden Wünsche bezüglich des Veranstaltungskonzepts geäußert. So sollten begonnene Projekte weitergeführt, Fortbildungen im Nachbarschaftsbereich angeboten, stärker Frühbetroffene einbezogen und mehr Möglichkeiten für einen Austausch geschaffen werden.
Betroffene und Angehörige
Als Anregung und Empfehlung für Betroffene und Angehörige sollten inhaltliche Angebote und Entlastungsangebote bei der Ankündigung zukünftiger Veranstaltungen benannt werden. Auch Fragen zum Umgang mit Rollenverlust, Überforderung, körperlicher und psychischer Belastung, negativen Gefühlen, Trauer, Verlust sowie Offenheit im Umgang mit der Krankheit sollten inhaltlich aufgegriffen und beantwortet werden. Informationen über Pflege- und Betreuungsmöglichkeiten, aber auch rechtliche und finanzielle Möglichkeiten bei einer Demenzerkrankung, sollten als inhaltliche Programmpunkte bedacht werden. Mehr Raum sollte für persönlichen Austausch eingeräumt werden, und es sollten auch Angebote geschaffen werden, bei denen sich Angehörige Fähigkeiten im Umgang mit der Krankheit Demenz erwerben können.
Da an diversen Angeboten der Demenzoffensive auch professionell agierende Personen teilgenommen haben, müssen für diese Gruppe spezifische Angebote geschaffen werden, die an medizinischem, pflegerischem und therapeutischem Fach- und Erfahrungswissen anknüpfen. Hierbei ist es von großer Bedeutung, die Bedarfe und Bedürfnisse, aber auch brisante Themen (z.B. herausforderndes Verhalten) zu kennen und aufzugreifen.
Als dritte Zielgruppe der Veranstaltungen können die bürgerschaftlich engagierten Personen genannt werden. Mögliche Fragestellungen und Themen können hierbei Ansatrz und Grenzen des Engagements, Aufgaben, Handlungsfelder, Qualifikation und Organisation des Ehrenamts sein.
Die Pressearbeit trägt zum Gelingen einer Offensive oder Kampagne im erheblichen Maße bei. Sie muss früh einsetzen, darf auch zum Ende der Offensive nicht nachlassen und sollte zentral koordiniert und dokumentiert werden. Die Nutzung vielfältiger Medien trägt dazu bei, mehr Menschen zu erreichen. Neben der Information zu einer Veranstaltung sollte das jeweilige Thema in seiner Tiefe erläutert und auch die Perspektive des Betroffenen dargestellt werden, um die potenziellen Sorge und Ängste vieler Betroffener besser zu illustrieren und damit anzusprechen.
Die hohe Identifikation der Mitwirkenden mit der Stadt Esslingen motivierte alle Beteiligten diese Krankheit als gesellschaftliche Herausforderung anzunehmen. Besonders förderlich für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit war die Bekanntheit, Neutralität und die langjährige Erfahrung der Hauptverantwortlichen. Die steuernde und moderierende Rolle durch die Stadt beförderte eine Kooperation und Vernetzung der unterschiedlichsten Akteure. Die Nutzung bestehender Ressourcen und Netzwerke gab Planungssicherheit und trägt nun zur Nachhaltigkeit der Offensive bei. Die Verankerung einer derartigen Offensive bei der Stadt ermöglichte eine Allparteilichkeit und Neutralität mit großer Bedeutung für Mitwirkende und Veranstalter/innen und war maßgeblich für die hohe Akzeptanz.
Esslingen ist bereits sehr gut auf das Thema „Altern“ eingestellt. Jedoch werden heute noch bestehende Strukturen durch personelle Wechsel oder Änderung der sozialgesetzlichen Rahmenbedingungen wegbrechen oder sich verändern. Zur Sicherung und weiterem Ausbau der Lebensbedingungen für Ältere sind daher nicht nur die Politik, die Kostenträger und die Leistungserbringer gefragt, sondern auch die Bürgerschaft selbst. Deshalb sollte an das Verantwortungsbewusstsein der Bürger/innen appelliert werden, damit sie sich nach ihren individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten ehrenamtlich engagieren. Zukünftige Aktivitäten sollten möglichst viele Personen (gruppen) ansprechen und sollten daher generationsübergreifend, migrationssensibel, integrativ und teilhabeorientiert sein. Zusätzlich sollte darauf geachtet werden, nicht nur einzelne Veranstaltungen anzubieten, sondern ein langfristiges Programm, das auf die Wünsche und Bedarfe der Bürger/innen abgestimmt ist. Dieses sollte koordiniert und immer wieder nachgesteuert sowie politisch gewollt, politisch vermittelt und politisch unterstützt werden. Bürgerschaftliches Engagement wird auch hier zum unverzichtbaren Leistungsfaktor.