Frankfurt: Einweihung HILDA-Mobil

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Lokalreportage: Die Straße, in der ich wohne – Einweihung vom HILDA- Mobil, einer mobilen Demenzberatungsstelle

Oberbürgermeister Peter Feldmann fuhr zur Einweihung das nagelneue HILDA-Mobil vor und parkte es am Infostand im Nordwest Zentrum. Von außen schimmert die mobile Beratungsstation in metallischem Grau während im Inneren bunte, von Ehrenamtlichen des Bürgerinstituts genähte Sofakissen und eine glänzende Teeküche zum Verweilen einladen.

HILDA-Mobil ist das „Jüngste“ der Abteilung HILDA des Bürgerinstituts e.V. in Frankfurt. Das Pilotprojekt soll helfen, die Betreuungssituation von Demenzerkrankten im Anfangsstadium zu verbessern und neu Diagnostizierten eine Anlaufstelle mit dem Vorteil des kurzen Weges zu bieten.

Der Oberbürgermeister, dem das Leben und Wohnen besonders älterer Bürger inmitten der für ihre Dynamik, Jugendlichkeit und auch als „Single-Stadt“ bekannten Mainmetropole besonders am Herzen liegt, betonte die Vorzüge von HILDA-Mobil. Die Stoßrichtung ist klar, die mobile Beratungsstelle soll sich zu den betroffenen Menschen hin in die Stadtteile bewegen, um ihnen dadurch lange, gelegentlich umständliche Fahrten zu ersparen. In Frankfurt leben ungefähr 10 000 an Demenz Erkrankte.70 % davon werden privat im häuslichen Umfeld betreut.

Viele Mitarbeiter des Bürgerinstituts, dessen Vorstand, zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter, an Demenz Erkrankte samt deren Angehörige, Mitglieder des Lions-Club Frankfurt, einer der Hauptsponsoren des Projekts, der Hans und Ilse Breuer Stiftung, der Robert Bosch Stiftung sowie andere Geldgeber und Kooperationspartner, dazu viele Passanten waren zur Einweihung erschienen.

Maren Kochbeck leitet den Bereich HILDA des Bürgerinstituts. HILDA bedeutet Hilfe für Demenzerkrankte und deren Angehörige. Maren Kochbeck moderiert im Bürgerinstitut feste Gesprächskreise für Betroffene, berät Angehörige, organisiert die Veranstaltungsreihe „Verstehen Sie Demenz“ und hat mit viel Geduld das vorgestellte Pilot-Projekt entwickelt. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass sich Angehörige erst dann an die bestehenden Angebote in der Stadt wenden, wenn sie sich schon länger in der Situation befinden und sich diese auch schon zugespitzt hat. Da die Erreichbarkeit zentral gelegener Beratungsstellen in der Stadt für Menschen mit einer beginnenden Demenz eine Hürde bedeuten könne, sei es wichtig, den Menschen vor Ort mit Information und Angeboten entgegenzukommen. Deswegen soll das HILDA-Mobil zu monatlich festen Zeiten an einem festen, zentralen Standort in den weniger erschlossenen Stadtteilen präsent sein. Und noch etwas könne dem HILDA-Mobil gelingen, nämlich durch sein Erscheinen bei Ereignissen, bei denen man Demenz nicht unbedingt erwartet wie Fußballspiele, oder Museumsufer- oder Stadtteilfeste, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren für die immer noch tabuisierte Krankheit.

In ihrem Buch „Erinnerungskapsel“ antwortet die Schriftstellerin Ruth Tassoni auf die Frage, was für sie nach den Jahren der Emigration und Unstetigkeit Heimat bedeutet, dass es die Straße jener italienischen Stadt sei, in der sie nunmehr wohne und dass es die Menschen seien, die ebenfalls wie sie hier lebten.

Vielleicht ist es auch „die Straße“ und das jeweilige zu Hause der Betroffenen in ihr, was diesen Heimat verspricht. Möglicherweise ist es sogar noch mehr, nämlich ein letztes sonniges Gestade in der wolkenverhangenen Landschaft der Demenz.

Suse Rabel-Harbering