Über den gesellschaftlichen Wandel

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Wir sind auf dem Weg in eine Gesellschaft, deren altersmäßige Zusammensetzung sie mit keiner vorangegangenen vergleichbar macht. Durch die Alterung der Bevölkerung wird die Zahl der Menschen mit demenziellen Veränderungen in den kommenden Jahren wachsen. Gleichzeitig lösen sich soziale Milieus, in denen Menschen mit Demenz gleichsam „wie von selbst“ aufgehoben wären, mehr und mehr auf. Heute sind die wichtigsten Bezugspunkte sozialer Beziehungen älterer Menschen die Familie, die Verwandtschaft sowie Freunde und Nachbarschaft, wobei der Partnerschaft und den eigenen Kindern die größte Bedeutung zukommt. Es sind jedoch gesellschaftliche Trends zu beobachten, die zukünftig zu einer Erhöhung des Anteils der dauerhaft alleinlebenden älteren Menschen führen:

  • Vereinzelungstendenzen mit sinkenden Eheschließungs- und steigenden Scheidungszahlen
  • Rückgang der durchschnittlichen Kinderzahl
  • wachsende Entfernungen zwischen Eltern- und Kinderhaushalt aufgrund der - vor allem in beruflicher Hinsicht - geforderten Mobilität und Flexibilität.

Soziale Netzwerke wirken auf die psychische Gesundheit und Kompetenz im Alter zurück und können auch die Symptome einer Alzheimer-Demenz verhindern bzw. verringern. Vor allem aber sind sie für ein sozial befriedigendes und würdiges Altern ohne Isolation und Einsamkeit unverzichtbar.

Angesichts der wachsenden Zahl von Betroffenen, des Zerbröckelns der familiaren Hilfe- und Unterstützungsnetze und der ökonomischen Einschränkungen im Gesundheits- und Sozialbereich ist die gesellschaftliche Teilhabe, die kulturelle wie soziale Inklusion und würdige Umsorgung dieser Menschen gefährdet. Ohne die Politik und die staatliche Daseinsfürsorge aus ihrer Verantwortung zu entlassen ist festzustellen, dass diesen sozialen, politischen, ökonomischen und humanitären Herausforderungen nur begegnet werden kann, wenn in den Städten und Gemeinden Formen einer gemeinsamen zivilgesellschaftlichen Verantwortungsübernahme entwickelt und gelebt werden. Bürgerinnen und Bürger, politische Entscheidungsträger sowie andere lokale Akteure müssen neue Netze des Kontakts und der Unterstützung in ihrem Gemeinwesen identifizieren und knüpfen, um eine wirkliche Verbesserung der Situation von Menschen mit Demenz zu ermöglichen. Wir möchten zu diesem gemeinsamen Nachdenken und Handeln vor Ort aufrufen und die Entwicklung demenzfreundlicher Kommunen bestmöglich unterstützen.