Enger: 2. Internationale Demenztagung im Kreis Herford geht erfolgreich zu Ende

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Demenz Strategien- für ein gemeinsames Miteinander? Eine Initiative der Kooperationsgemeinschaft der Alzheimer Beratungsstelle Enger, evangelische und katholische Kirchengemeinde Enger, DRK Ortsverein Enger und das Haus Stephanus vom Evangelischen Johanneswerk
Ort: 
Am 18.09.2013 im Haus Stephanus, 32130 Hiddenhausen; am 19.09.2013 im Evangelischen Gemeindehaus 32130 Enger
Gäste aus Politik, Moderator, Dozentinnen und Dozenten aus dem In- und Ausland, Landrat, Bürgermeister, Veranstaltergemeinschaft

Demenz Strategien – für ein gemeinsames Miteinander?

Die Kooperationsgemeinschaft der Alzheimer Beratungsstelle Enger, evang. und katholische Kirchengemeinde, DRK-Ortsverein Enger und das Haus Stephanus veranstalteten am 18.09.2013 im Haus Stephanus, Bertholt-Brecht- Str. 11, 32120 Hiddenhausen und am 19.09.2013 im Evangelischen Gemeindehaus, Kirchplatz 6, in 32130 Enger, jeweils von 09.30 – 15.30 Uhr die 2. Internationale Demenztagung im Kreis Herford.

Mit dieser Veranstaltung wollten die Kooperationsgemeinschaft gemeinsam mit den anderen Projektteilnehmern zum einen, die bisher gemachten Erfahrungen an interessierte Bürger/innen weitergeben, weitere Erkenntnisse und Antworten dazugewinnen als auch die Herausforderung, für eine neue Kultur des Zusammenlebens zu werben.

Ein demenzfreundliches Gemeinwesen wird ein Gemeinwesen sein, in dem es sich für alle Menschen gut leben lässt. Wie soll es weitergehen in unserer Stadt? Denn Demenz fragt uns dringlich nach einer Neubesinnung auf unsere sozialen Beziehungen. Die meisten Menschen haben Schwierigkeiten, selbst und anderen gegenüber offen mit den Veränderungen die eine Demenz mit sich bringt, umzugehen. Die Kommune hat die Möglichkeit, diese gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vor Ort zu beeinflussen. Vor dem Hintergrund der immer weiter steigenden  Zahl der Betroffenen hat die WHO  in ihrer jüngsten Demenz-Publikation dazu aufgerufen, Demenz zu einer Priorität nationaler Gesundheitspolitik zu machen. Das erfordert eine neu ausgerichtete Demenzstrategie.

Auch im  veröffentlichten World Alzheimer Report warnt die ADI davor, dass die Gesundheitssysteme auf die wachsende Zahl der Menschen mit Demenz personell und finanziell nicht vorbereitet seien. Insbesondere die nach wie vor vorherrschende Stigmatisierung von Demenz  gelte es, hinsichtlich der sich abzeichnenden Ressourcenprobleme, zu überwinden. Sie führt in vielen Fällen dazu, dass die Krankheitssymptome nicht ernst genommen oder auch gar nicht diagnostiziert würden und daher die benötigte Hilfe häufig ausbleibt.

Um offene Begegnungsformen als auch eine adäquate Versorgung und Betreuung der Menschen mit Demenz und den pflegenden Angehörigen langfristig und bestmöglich zu verbessern und zu sichern, muss zum Teil auch umgedacht werden. Hierfür benötigen wir in den jeweiligen Gemeinden im Kreis Herford eine gut funktionierende Koordination sowie berufsgruppenübergreifende und komplementäre Netzwerke.

„Es geht darum, Netze der Freundschaft zu knüpfen, eine Kultur des Helfens zu etablieren und Menschen mit Demenz vor allem als Mitbürgerinnen und Mitbürger anzusehen", so Prof. Dr. Dr. Reiner Gronemeyer, 1. Vorsitzender von Aktion Demenz e.V..

Daher wollten die Kooperationspartner mit der 2. Internationalen Demenztagung zum Einen einladen zum  Austausch über das Leben, Wohnen und Begegnen von Menschen mit und ohne Demenz sowie mit einer überregionalen Aktion bürgerschaftliches Engagement wecken und Jung und Alt erreichen.

Zum Anderenwollten wir den Teilnehmer/innen auch Erkenntnisse und Strategievorschläge als auch Handlungsempfehlungen liefern, wie man europaweit mit diesem Thema umgeht.

Ein großer Schwerpunkt liegt in Zukunft aber auch in der Entwicklung von neuen Rollen bürgerschaftlichen Engagements und Begegnungsformen von Menschen mit und ohne Demenz.  Dieses Thema aufzugreifen, versuchten in den zurückliegenden Jahren die Alzheimer Beratungsstelle Enger, die evangelische und katholische Kirchengemeinde Enger sowie die Stadt Enger mit dem Projekt „Wir sind Nachbarn– Demenz berührt mit vielen Gesichtern“.  

Die Entwicklung des von der Aktion Demenz e.V. durchgeführten Förderprogramms der Robert Bosch Stiftung hat gezeigt, dass einzelne Projekte erfreulicherweise eine starke Strahlkraft auf der lokalen Ebene und im regionalen Nahraum aufweisen können und dadurch auch die Nachfrage nach den dortigen Erkenntnissen bundesweit angeregt wurde.

Hierbei geht es um Fragen der Haltung und der öffentlichen Einstellung gegenüber Menschen mit einer Demenz. Es müssen mehrere gesellschaftliche Bereiche eingebunden werden, um Verbesserungen auf lokaler Ebene zu erreichen. Es gilt daher für die Städte, neue Strategien für die Zukunft zu entwickeln: Alter neu zu überdenken.   

 Wenn es darum geht neue Formen von Gemeinschaft für Menschen mit Demenz und andere zu schaffen, einen Bewusstseinswandel anzuregen, dann ist ein kleinschrittiges Vorgehen unter Beachtung der jeweiligen lokalen Bedingungen sicherlich unabdingbar.

Es geht aber auch darum, diese lokal gemachten und verankerten Einsichten nun in die Breite zu streuen -  sowohl auf das Örtliche bezogen als auch auf das Thematische (die vorgestellten Projekte verfügen über unterschiedliche Schwerpunktsetzungen) – und gemeinsam mit anderen Initiativen in den Austausch darüber zu kommen und weitere Kommunen anzuregen sich selbst auf den Weg zu machen. Nur wer die Vergangenheit versteht kann die Zukunft auch bearbeiten.

Die "European Foundations’ Initiative on Dementia (EFID)" hat am 16. Januar 2012 in Brüssel in Gegenwart der belgischen Prinzessin Mathilde erstmals den europaweit ausgeschriebenen Preis „Living well with Dementia in the Community“, unter anderem auch an die Alzheimer Beratungsstelle Enger sowie 2 weiteren Teilnehmern der Demenztagung verliehen. Ziel der Initiative ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihres Umfeldes zu erhöhen und den Austausch in Europa zu stärken. Zur EFID gehören die Atlantic Philanthropies, die Fondation Médéric Alzheimer, die King Baudouin Foundation und die Robert Bosch Stiftung.

Durch diese  Auszeichnung und die Tagung am 16.1.2012 in Brüssel und die persönliche Einladung zum 5.10.2012 nach Wien zum „Europäischen Alzheimer Kongress“ sind diese Projekte bereits in die Lage gesetzt worden, europaweit ihre Erfahrungen weiterzugeben. Da erscheint es nur sinnvoll den Zwischenschritt - eine Impulssetzung für die Region und Deutschlandweit – ebenfalls durchzuführen.

Wir schätzten uns daher glücklich, am Mittwoch dem 18.09.13 in Hiddenhausen  solch exzellente Vorträge und Dozenten wie

Leben und Sterben wo ich hingehöre
mit Herrn Prof. Dr. Dr. Klaus Dörner aus Hamburg  

Ambulante Palliativversorgung für Menschen mit einer Demenz im Kreis Herford
mit Frau Ulrike Wolff vom Palliativnetz Kreis Herford und Herrn Ewald Biermann Mediziner und Krankenpfleger aus Bielefeld

Leben und Wohnen mit einem differenzierten System vernetzender Angebote im Quartier, Das Bielefelder Modell: Versorgungssicherheit ohne Betreuungspauschale
Mit Herr Oliver Klingelberg, BgW Bielefeld und Frau Theresia Brechmann, Alt und Jung Süd-West e.V., Kloster Cismar

Lebensfreude durch Bewegung und Spaß im Alter    
mit Frau Kathrin Dietrich, Löhne, vom Institut für Mobilität und Dialog 

Mobilität und Unabhängigkeit von Menschen mit einer Demenz
mit Frau Dr. Kerstin Zimmermann, aus Wien

„Mit Musik geht vieles besser – der Königsweg in der Pflege bei Menschen mit einer Demenz"
mit Frau Simone Willig aus Herborn, Dipl.-Musiktherapeutin (FH), Heilpraktikerin für Psychotherapie, NMT (Neurologische Musiktherapie

 

am Donnerstag dem 19.09.13 in Enger

Nichts über uns- ohne uns Förderung und Einbindung von Menschen mit einer Demenz                                           mit Frau Helga Rohra, Buchautorin und Demenzaktivistin aus München

„Es ist genug! – Auch alte Menschen haben Rechte“
mit Herrn Claus Fussek, Dipl. Sozialpädagoge und Buchautor aus München

Konzept und die Philosophie der Luxemburger Alzheimer Vereinigung
mit Herrn Denis Mancini, Assoziation Luxemburg, Alzheimer aus Luxemburg

Gemeinsam für ein demenzfreundliches Brügge EFID Preisträger 2012 „Living well with Dementia in the Community“ 
mit Herrn Patric Crabbe, Polizei Brügge, Belgien

Initiative Kunst und Demenz 2013/14, die demenzfreundliche Kommune, 3 Träger initiieren ein Bundesländerübergreifendes  Projekt. Von Enger über Minden nach Stadthagen
mit Klaus Strempel, Kulturzentrum Alte Polizei, Stadthagen und Hartmut Schilling, Verein "Leben mit Demenz", Alzheimergesellschaft Kreis Minden-Lübbecke e.V., Günter Niermann, Generationen Treff Enger, Alzheimer  Beratungsstelle Enger

Die Gedächtnissprechstunde, eine Möglichkeit zur Früherkennung
Frau Tatjana Schilling, aus Herford Heilpraktikerin, MAT

Moderiert wurde die Demenztagung von Herrn  Burkhard Plemper, Soziologe Journalist aus Hamburg.  Moderator zahl-  reicher Tagungen und Kongresse, berichtet für Hörfunk und Fernsehen über Gesundheits- und Sozialpolitik, 

Die Kooperationsgemeinschaft schätzt sich glücklich, solch exzellente Dozenten aus den Ländern Österreich, Belgien, Luxemburg und  aus den Bundesländern Bayern, Hessen, Niedersachsen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen  gefunden zu haben, die neben den Gästen aus der Politik und aus der Region an der  internationalen Demenztagung in Enger teilgenommen haben, um die notwendigen Impulse evt. auch für andere Städte weiterzugeben.

Gefördert und unterstützt wurde die Demenztagung von:

Ruth und Willi Biermann Stiftung

EFID, Europäische Foundation of Dementia

Aktion Demenz e. V.

Robert Bosch Stiftung

Bundesministerium für Familie, Senioren Frauen und Jugend

Pflegestützpunkte im Kreis Herford der AOK, BKK-HMR und IKK

Kreis Herford

Städte Enger und Spenge

 Die initiatoren: Manuela Schock und Günter Niermann