Friedrichshafen: Resümee

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Insgesamt sind wir mit dem Verlauf der „Demenzkampagne Friedrichshafen“ sehr zufrieden.
An unseren 15 Veranstaltungen haben ca. 780 Besucher teilgenommen. Das Programmspektrum bot eine interessante Vielfalt und hat die Menschen in ganz unterschiedlicher Weise angesprochen.

Die Arbeit im Netzwerk war für alle 7 Netzwerkpartner bereichernd; wenn auch die Ressource „Zeit“ eine nicht zu übersehende Belastungskomponente war:

Es hat sich bestätigt, dass  ein solches Projekt mit entsprechender Außenwirkung nur im Verbund mit weiteren Trägern durchgeführt werden kann, die im Themenbereich involviert sind bzw. eine wichtige Funktion als Multiplikator haben, da der Zugang zur potentiellen Zielgruppe bereits durch die Alltagsarbeit besteht.

Die Fachvorträge zum Thema Demenz sind sehr gut angekommen; die kulturellen Veranstaltungen, mit Ausnahme der Lesung mit Tilmann Jens, hatten jedoch i.d.R. eine überschaubare Besucherzahl.

Auf die „Allgemeinheit“ haben Film und Theater mit der Problematik „Demenz“ nicht die von uns erwartete Anziehungskraft ausgeübt.
Letztendlich bleiben uns dafür auch nur Vermutungen: waren es die Filme, die Schauspieler, das Wetter, das Bedürfnis nach Spaß, nach Entspannung in der Freizeit, die dazu geführt haben, dass dieser Teil des Programms auf nur mäßige Resonanz gestoßen ist?
Offensichtlich fühlen sich auch pflegende Angehörige von Filmen oder Theater, in denen die Erkrankung „Demenz“ im Fokus steht, weniger angesprochen. Die Gründe hierfür können vielfältig sein: liegt es an der im Betreuungsprozess oft nur sehr begrenzt zur Verfügung stehenden freien Zeit, die ja auch individuell organisiert werden muss und dann eventuell zu kostbar ist, um sich nochmals mit einem Thema konfrontieren zu lassen, mit dem man eh schon Tag für Tag „überfrachtet“ ist?
Wird diese kostbare freie Zeit eventuell lieber mit entspannenden, vom Alltagsstress ablenkenden Dingen verbracht? Liegt es an fehlenden Betreuungsmöglichkeiten bzw. an der Information über deren Existenz, so dass die Angehörigen schlichtweg keine Möglichkeit für sich sehen, solch ein Angebot wahrzunehmen?
Es wäre interessant, diese Fragestellung einmal etwas näher zu untersuchen.

Einzelne Ziele unseres Projekts und deren Erreichung:

Sensibilsierung der Öffentlichkeit zum Thema Demenz

Nach Abschluss unseres Projekts wurde uns deutlich, dass „Sensibilisierung der Bevölkerung“ eines längeren Zeitraums als eines Jahres bedarf.
Was wir erreicht haben, ist die Öffentlichkeit zum Thema zu informieren. Wir waren das Jahr über mit dem Thema  präsent in Friedrichshafen. Viele Bürger sind „der  Demenz“ durch unsere Veranstaltungen und die Presseberichte begegnet. Die Netzwerkpartner wurden auch von „nicht Betroffenen“ auf das Projekt angesprochen.

Die Öffentlichkeit ist über Möglichkeiten der Beratung, Behandlung und Entlastung informiert

Wer wollte, konnte auch Informationen zu den in unserer Region bestehenden Angeboten, vom niederschwelligen bis zum stationären Bereich, bekommen. Sowohl durch entsprechendes Informationsmaterial, das wir bei den einzelnen Veranstaltungen ausgelegt haben, durch Gespräche am Rand von Veranstaltungen als auch durch die die Kampagne begleitenden Artikel in der regionalen Presse über die Arbeitsschwerpunkte der einzelnen Netzwerkpartner.

Enttabuisierung der Krankheit – Menschen mit und ohne Demenz begegnen  sich

Unsere Erfahrung: Menschen ohne Demenz kommen von sich aus kaum zu  Veranstaltungen, die auch für Menschen mit Demenz und deren Angehörige  ausgeschrieben sind. Wir, vom Netzwerk, haben mit  Demenzkranken und  deren Angehörigen an kulturellen Veranstaltungen wie der Seniorenfasnet  teilgenommen und waren gemeinsam mit ihnen an öffentlichen Orten, wie z.B.  dem Zeppelinmuseum oder auf dem Raddampfer.
Weiterhin haben wir Veranstaltungen in bestehenden Einrichtungen wie bspw. der Seniorenbegegnungsstätte oder einem Cafe, in dem „Tanztee“ für ältere Menschen angeboten wird, durchgeführt. Dort konnten „Nicht-Betroffene“ Menschen mit Demenz kennen lernen. Die beiden Gruppen blieben zwar zumeist unter sich, aber einen Anfang haben wir gemacht, wir haben erreicht, dass  „Begegnung‘“, wenn auch oft oberflächlich, stattfinden konnte.

Bei der Reflexion dieses Zieles sind wir auf folgende Erkenntnis gestoßen: für Begegnung eignen sich Räume mit Erinnerungswert wie z.B. in Friedrichshafen das Zeppelin-Museum. Diese Räume regen den unkomplizierten Austausch zwischen Menschen mit und ohne Demenz an, ermöglichen eine Partizipation an den Erfahrungen und am Wissen des Anderen, in dem Fall auch des an Demenz Erkrankten.
Diese erfahren dadurch Anerkennung, Akzeptanz, positive Beachtung, fühlen sich sicher und wohl in diesen Räumen mit Erinnerungswert.

Menschen mit Demenz und deren Angehörige nehmen am kulturellen Leben teil

Wir haben im Rahmen der Demenzkampagne einen Anstoß zur Teilnahme gegeben, wie beispielsweise durch die Einladung zum gemeinsamen Besuch der städtischen Seniorenfasnet, der Fahrt mit dem Raddampfer und dem Besuch des Zeppelinmuseums.

Die Schwelle zur Teilnahme an solchen Aktivitäten scheint für Angehörige, die keinen Kontakt zu den bestehenden Einrichtungen und Diensten haben, sehr hoch zu sein. Nur vereinzelt haben die Netzwerkpartner „unbekannte Betroffene“ bei diesen Veranstaltungen gesehen.
Eine Vielzahl von möglichen Ursachen sind für diese Situation vorstellbar:
die Befürchtung, durch das Verhalten des kranken Angehörigen aufzufallen, das Gefühl der mangelnden Akzeptanz gegenüber den Betroffenen bzw. dieser Krankheit  in unserer Gesellschaft, die Angst vor Stigmatisierung etc..