Bereits zwei Aufführungen vor einem begeisterten Publikum und noch kein Ende in Sicht

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Projekt: 
Vergissmeinnicht
Theaterspielen sollte bei der Premiere am 26. September 2013 im Vordergrund stehen, als 6 Menschen mit Demenz und 5 Spieler des Theaters der Erfahrungen im Saal des Nachbarschaftshauses Friedenau ihr gemeinsam erarbeitetes Stück „Ein Schiff wird kommen“ einem zahlreich erschienen Publikum vorstellten. Dass ihnen das gelungen war, zeigte der am Ende der Vorführung nicht enden wollende Applaus.
 
45 Minuten lang gab es für das Publikum ein Wechselbad der Gefühle und Emotionen. Es wurde viel gelacht, als Gudrun der Schiffsköchin auf sehr humorvolle Weise Englischunterricht gab und das Publikum machte eifrig bei den Gymnastikübungen von Annemarie mit, die trotz ihres hohen Alters scheinbar mühelos wirkten. Man lauschte den eindrucksvollen Gesangseinlagen von Katie und hielt den Atem an, als Uwe scheinbar reglos auf seinem Stuhl von der Schiffsbesatzung auf der Bühne durch Kopfwickel und Fußmassage wieder zum Leben erweckt werden sollte. Mit einem verschmitzten Lächeln und trommelnd löste er die Spannung nicht nur bei der Schiffscrew, sondern auch beim Publikum wieder auf. Die Zuschauer waren beeindruckt, als Hanna und Annemarie der Kapitänin von ihrer großartigen Pionierarbeit in Umgang mit Menschen mit Behinderung erzählten und waren erstaunt über die Reaktion von Hanna als Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, für die diese besondere Auszeichnung als etwas ganz normales abgetan wurde. Mit einer kessen Tanzeinlage von Brigitte und dem Reiseleiter wurde die Schlussszene eingleitet, bei der alle Spieler gemeinsam auf der Bühne zu Akkordeonklängen das Theaterstück tanzend zu einem krönenden Abschluss brachten.
 
Das ganze Stück über konnte man vergessen, dass auf der Bühne neben den Spielern des Theaters der Erfahrungen auch Menschen mit Demenz stehen. Es entstand vielmehr der Eindruck, dass eine Gruppe von Menschen im Alter von 50 bis 100 Jahren auf eindrucksvolle Weise demonstriert hat, wie viel Potential in jedem von ihnen steckt. Ermöglicht wurde die großartige Leistung „lediglich“ durch die Schaffung von Rahmenbedingungen, in denen sich die Spieler mit Demenz sicher bewegen und frei entfalten konnten.
 
Zu Beginn der Proben im März 2013 gab es noch so manche Ängste und Unsicherheiten, aber auch eine große Neugierde und Spaß an der Herausforderung, gemeinsam ein Theaterstück zu erarbeiten. Im Laufe der Zeit ist die Gruppe zusammengewachsen und es hat Spaß gemacht mitzuerleben, wie sich das Stück und auch die einzelnen Charaktere des Stücks veränderten und weiterentwickelt wurden. Die Freude beim Zusammentreffen zu den Probenterminen war immer sehr groß und der Abschied bis zur nächsten Probe war ebenso herzlich. Besonders schön war es mitzuerleben, wie sich alle gegenseitig unterstützten, wenn mal etwas nicht so klappte.
 
Gemeinsam mit den Koordinatorinn/en Eva Bittner und Michael von Jan, den Spielern des Theaters der Erfahrungen, zahlreichen helfenden Händen und nicht zuletzt der Förderung durch Aktion Demenz e.V. wurde so ein Netzwerk geschaffen, dass diesen Rahmen ermöglicht hat. Menschen, die oftmals Probleme haben, sich in ihrer sehr komplexen Umwelt zurechtzufinden, hatten durch notwendige Orientierungshilfen die Möglichkeit, in einer Gemeinschaft ihre Kreativität frei zu entfalten und eine ganz individuelle Ausdrucksform zu finden.
 
Dass die gemeinsame Anstrengung sich gelohnt hat, zeigte der große Ansturm bei der Premiere und der zweiten Aufführung, die am 29.9.2013 ebenso viel Begeisterung und Bewunderung hervorgerufen hat. Aufgrund der anhaltend großen Nachfrage haben sich alle Beteiligten mit Freude bereit erklärt, am 16. und 17. November nochmals ihr schauspielerisches Können im Saal des Nachbarschaftsheims Schöneberg zu zeigen.
 
Was durch die erste Phase des Theaterprojekts „Vergissmeinnicht“ und natürlich auch durch die zahlreichen anderen geförderten Projekte von Aktion Demenz e.V. bisher im "Kleinen" geschaffen wurde und sicherlich noch geschaffen wird, kann hoffentlich durch die Anstrengung aller auch im Großen umgesetzt werden. Menschen dürfen nicht auf ihre Krankheit bzw. Schwäche reduziert werden. Es bleibt zu wünschen, dass die Ideen der Projekte von demenzfreundliche-kommunen.de zahlreiche Unterstützer und Förderer findet, damit sie fest etabliert werden können. Gemeinsam kann ein Umfeld geschaffen werden, in dem sich alle gleichermaßen als Menschen mit individuellen Fähigkeiten, Potentialen und Bedürfnissen in einer sie stützenden und unterstützenden Gemeinschaft verstehen können.