Gera: Kreatives Malen mit Demenzkranken

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Bild: S. Malinowsky

Ältere Erwachsene versuchen, wenn das Kurzzeitgedächtnis nachlässt, ihr Leben wieder in ein Gleichgewicht zu bringen, indem sie auf frühere Lebenserinnerungen zurückgreifen. Wenn die Sehstärke weniger wird, sehen sie mit dem „inneren Auge“ die Bilder ihres Lebens. Wenn das Gehör immer leiser wird, hören sie Klänge aus der Vergangenheit.

Die Demenzerkrankung ist sowohl für die Betroffenen als auch für die sie begleitenden Menschen eine Herausforderung und Grenzerfahrung. Die Kommunikation – notwendige Verbindung für soziales Miteinander – ist auf die gewohnte Art und Weise oft nicht mehr möglich. Also was tun wir, wenn die Worte für die inneren Bilder fehlen? Die Kunst, als Verständigung ohne Wort und emotionales Ausdrucksmedium kann Zugangswege und Bewegungsräume schaffen, in denen sich die Betroffenen kommunikativ begegnen können. Gerade im Bereich der Kunst kann es gelingen, Zugang zu Lebenswelten mit künstlerischer Gestaltung zu schaffen, die sich lebensbereichernd auswirken.

Malen in der Gemeinschaft fördert die Wertschätzung füreinander und erleichtert nicht zuletzt den ausgelassenen und angstfreien Austausch zwischen Menschen mit und ohne Demenz. Sich kreativ zu betätigen stellt für Menschen mit Demenz einen Weg dar, fantasievoll sein zu können. Beim Malen können Eindrücke und spontane Anregungen auf das Papier gebracht werden. Es geht dabei auch um die Herausforderung sich mitzuteilen, Erinnerungen, Hoffnungen, Gedanken, Eindrücke und Ängste bewusster zu machen.

So zum Beispiel zu einem der Projekttage am 18.06.2014 im „Franz Lenzner“ Heim in Gera, an denen sechs Damen zum „Malen gegen das Vergessen“ teilnahmen. Da passierte es, das sie von vergangenen Erlebnissen, alten Kindheitserinnerungen, der alten Heimat, den verschiedenen Stationen in Leben berichteten, sich austauschten und anderen zuhörten. Frau W. unterhielt sich auf wunderbare Art und Weise mit dem Geraer Maler und Grafiker Erik Buchholz über die alte Heimat Böhmen. Dabei ist es nicht wichtig, was gestern war, aber umso mehr, was vor längst vergangener Zeit erlebt wurde. Frau S. malte ein schönes Kindheitserlebnis, an das sie sich gern und mit Freude erinnerte. Diese schönen und für sie unbeschwerten Momente aus Ihrer Kindheit wurden mit Pinsel und Farbe auf Ihren Bildern wieder lebendig.

Die ehrenamtlichen Projektbegleiter Erik Buchholz, Annett Pfeffer und Frau Weiß schufen mit ihrem herzlichen Engagement und Einfühlungsvermögen eine besonders annehmendeAtmosphäre.

Sie achteten dabei genau auf die Teilnehmerinnen, ihre Fähigkeiten und gingen mit Ihnen ins Gespräch. Die Akteure standen helfend zur Seite, wenn der Mut zum Tun noch nicht ausgereift war.

Im Resümee empfanden die Erkrankten, die Projektbegleiter und das Pflegepersonal das kreative Malen als entspannend, bereichernd und unbedingt wiederholenswert.