Köln: Kirchliche Besuchsdienste bei Menschen mit und ohne Demenz

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Titelblatt der Handreichung für kirchliche Besuchsdienste

Der Weg zu einer demenzsensiblen Kirchengemeinde führt aus unserer Sicht nicht an den kirchlichen Besuchsdienstkreisen vorbei.

Ehrenamtliche Besuchsdienste haben in fast allen ev. und kath. Kirchengemeinden eine lange Tradition. Besonders für alte Menschen, deren Kontakte und sozialen Netze sich fortlaufend verringern, zählt ein gelungener Geburtstags- oder Krankenbesuch zu den sehr geschätzten oder schmerzlich vermissten seelsorgerlichen Diensten. Dieser Anspruch und Zuspruch einer besuchenden Kirche, die sich zu den Menschen auf den Weg macht, gilt auch für Menschen mit Demenz. Gerade zu den Betroffenen, die im Wohnumfeld der Kirchengemeinde leben, aber aus den örtlichen Netzwerken mehr und mehr herauszufallen drohen, können über die Besuchsdienste Brücken aus der Gemeinde in die privaten Haushalte gebaut werden. Diese Chance wollten wir nutzen!

Insbesondere die Erlebnisse und Geschichten ehrenamtlicher Mitarbeitenden zeigten, wie viel Verunsicherung und Angst bei Vielen in Bezug auf „sonderbare Geburtstags- und Krankenbesuche“ bei Menschen mit einer Demenz besteht. „Ich habe erlebt, dass ich gar nicht erkannt wurde und wurde dann auch noch beschimpft; daraufhin bin ich im nächsten Quartal bei der Frau nicht mehr vorbeigegangen“ war nur eine von mehrfachen ähnlichen Äußerungen. Ausdiesem Grund haben wir den gemeinsamen Schulungstag so praxisnah wie möglich konzipiert.

Denn wie gestalte ich einen Geburtstagsbesuch bei Menschen, die vielleicht gar nicht wissen, dass sie heute Geburtstag haben und sich fragen, wer denn da plötzlich in ihrer Tür steht und behauptet dass Sie sich gut kennen und heute ein besonderer Tag sein soll. Oder was sage ich denn, wenn mich ein Angehöriger an der Tür mit den Worten begrüßt: „Ja, zu meinem Mann müssen sie gar nicht mehr gehen, der kriegt eh nichts mehr mit!“ Was es hier braucht ist praktisches Handwerkszeug, gemeinsamer Erfahrungsaustausch und ermächtigende Unterstützung der Ehrenamtlichen. Z.B. über Anregungen zur Selbstreflektion, also bspw. Fragen wie „Wozu machen wir eigentlich Geburtstagsbesuche? Was wollen wir damit vermitteln/ bewirken/ erzielen?“ Wie können wir dies auch jenseits reiner intellektueller bzw. sprachlicher Vermittlung tun? Was bringen wir aus der Gemeinde als kleines Mitgebsel mit? Wie bereite ich mich angemessen vor? Wie verabschiede ich mich von einem solchen Besuch?

Diesen und anderen Fragen wurde im Rahmen des Projekts ausführlich Raum gegeben. Als Ergänzung zu dem gemeinsamen Austausch an diesem Nachmittag haben alle Teilnehmenden eine schriftliche Handreichung mit Impulsen und Anregungen für „Achtsame Geburtstags- und Krankenbesuche bei Menschen mit Demenz “ bekommen, die inzwischen auch über die Projektgrenzen hinweg vielfach angefragt wird.

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